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Trainerinterviews – Klappe, die erste 11. Oktober 2012

Posted by C-Klasse-Amateur in Rheinhessenliga.
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Die Herbstpause ist fast vorbei, ganz untätig war ich allerdings nicht. Die Zeit wurde genutzt, um ein paar Gespräche mit den Trainern der Schott-Mannschaften zu führen und aufzuzeichnen. Da die Damen am Wochenende im Pokal-Viertelfinale gegen Osthofen als erste Mannschaft in das Spielgeschehen eingreifen werden, macht das Interview mit den  beiden Trainern Torsten Emig und Alexander Auen hier den Anfang.

Und außerdem: Ladies first.

Was waren eure bisherigen Handballstationen und wie seid ihr bei der Schott gelandet?

Torsten: Ich spielte beim HC Gonsenheim 16 Jahre Handball und bin irgendwann zum Football gekommen. Football habe ich auch sehr lange gespielt und habe außerdem einen Trainerlehrgang gemacht. Als die Mädels 2010 zur Schott wechselten, bin ich auf diesem Weg vom früheren Trainer der Damenmannschaft angesprochen worden, ob ich die Saisonvorbereitung machen könnte. Das tat ich auch und die Mädels waren sehr begeistert. Als der damalige Trainer aufhörte – aus welchen Gründen auch immer – habe ich die Mädels nicht alleine gelassen und bin dann „unglücklicherweise“ aufgestiegen. Dann kam Alex dazu, der seit der letzten Saison mit auf der Bank sitzt. Nun sind wir wieder aufgestiegen und so lange dieses Projekt so erfolgreich bleibt, habe ich mich entschieden die Trainertätigkeit weiter zu übernehmen.

Alexander: Ich bin ja in Bonn geboren und habe dort 12 Jahre bis zur Bundeswehrzeit Handball gespielt. Nach dem Bund habe ich etwa sieben, acht Jahre nichts mehr gemacht, bin aber dann durch Maren (Alexanders Ehefrau und Torhüter bei den Schott-Damen), die in Bonn aktiv war, wieder als Trainer eingestiegen und habe mich durch sämtliche Jugendmannschaften „hochgearbeitet“. Nach dem Umzug nach Rheinhessen war ich beim Verband als Auswahltrainer tätig, habe dort auch zwei Jahre den weiblichen Bereich als Cheftrainer begleitet. Darüber bin ich nach Ober-Hilbersheim, zu einer weiblichen A-Jugend Regionalliga-Mannschaft. Als dann Maren mit dem restlichen Team von Gonsenheim zur Schott wechselte und Torsten durch sein weiteres Engagement beim Football nur Zeit für eine Trainingseinheit Zeit hatte, übernahm ich also die zweite Einheit.

Eigentlich hätte ich die Damen ja schon mal zu Gonsenheimer Zeiten trainieren sollen. Das hat aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Dafür funktioniert es hier jetzt gut und deswegen wollen wir so weitermachen.

Ihr seid nach dem Wechsel zur Schott in den letzten beiden Jahren bis in die Rheinhessenliga aufgestiegen. Was habt ihr gerade aus der letzten Saison mitgenommen? Die erste Saisonhälfte lief eigentlich reibungslos, in der zweiten Hälfte wurde es noch einmal knapp. Welche Lehren konntet ihr daraus ziehen?

Torsten: Wir hatten Verletzungspech und in Frauen-Mannschaften kommen auch Schwangerschaften durchaus vor. Die Lehre daraus ist, dass wir den Kader vergrößern mussten, um solche Ausfälle kompensieren zu können. Und zwar nicht nur durch ganz neue, sondern auch durch fertig ausgebildete Spielerinnen. Das ist für uns die einzige Möglichkeit, um jetzt in der Klasse bestehen zu können.

In der AZ war zu lesen, dass es angeblich keine Veränderungen im Kader gibt. Beim letzten Spiel habe ich aber einige neue Gesichter gesehen, es hat sich also schon etwas getan.

Alexander: Ja, wir haben jetzt drei Neuzugänge, bei einer weiteren Spielerin gibt es noch keine endgültige Entscheidung, das hängt von der beruflichen Frage ab. Die Info in der AZ, das lag an mir (lacht). Ich hatte nicht die Zeit das alles anzugeben und man muss ja auch nicht alles nach außen geben. Ist ja als Neuling in der RHL auch nicht so spannend, das ist ja eher interessant für die Mannschaften, die da schon länger spielen.

Die Neuen spielen in der Tat schon länger Handball, das hat man gesehen.

Alexander: Ja, letztes Jahr haben wir zwei Anfängerinnen dazubekommen, das ist natürlich auch ok. Dieses mal haben alle Neuzugänge Erfahrung. Und es sind auch junge Spielerinnen, die noch länger bei uns spielen können. Insofern sind die Zugänge optimal.

Insgesamt ist die Mannschaft ja sehr erfahren, viele spielen schon sehr lange erfolgreich Handball. In den letzten beiden Jahren gab es hier fast nur Grund zum Jubeln. Inwiefern ist die RHL eine neue Situation? Müsst ihr die Spielerinnen darauf einstimmen, dass jetzt nicht mehr Sieg auf Sieg folgt? Oder wird das realistisch eingeschätzt?

Torsten: Die Mannschaft schätzt das sogar zu realistisch ein. Die Spielerinnen haben keine Angst vor der Liga, aber sie wissen ganz genau was auf sie zukommt. Und die Mannschaft hat uns ja auch am Ende der Saison darauf hingewiesen, dass die RHL mit dem damaligen Kader nicht zu machen ist. Zumal wir ja auch Abgänge hatten. Die neue Situation ist uns also sehr bewusst. Wir haben keine großen Ansprüche in dieser Saison, für uns ist der Klassenerhalt das Ziel. Und den werden wir mit diesem Kader auch schaffen, davon gehen wir aus. Wir versuchen die Spieler die wir haben so gut zu machen, dass sie in der RHL klarkommen.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Torsten: Wir teilen uns je eine Trainingseinheit auf. Alex ist mir im taktischen Bereich meilenweit voraus, was auch kein Wunder ist. Das gleiche ich durch meine spielerischen Art jemand zu quälen aus. Alex ist ein sehr nüchterner Trainer, der Probleme klar anspricht. Ich bin eher der Kumpeltyp, der zum richtigen Zeitpunkt seinen Senf dazu gibt.

Alexander: Ich glaube wir haben eine gute Mischung gefunden. Torsten arbeitet auf einer ganz anderen Ebene, ich spreche eher Taktik und die Disziplin an. Disziplin, die in der Liga unbedingt notwendig ist und um die eine oder andere zu kitzeln oder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Die Saison hat bereits angefangen, im Pokal habt ihr die ersten beiden Runden überstanden. Zufrieden mit der Vorbereitung und dem Saisonstart?

Alexander: Also grundsätzlich lief die Vorbereitung gut. Die Mädels haben gut mitgearbeitet. Als Lehre aus der letzten Saison haben wir verstärkt in den Bereichen Kondition, Kraft und Schnelligkeit gearbeitet. In der letzten Saison haben wir am Ende nachgelassen, das konnten wir uns auch in der Kreisliga leisten. Aber das geht in der RHL eben nicht mehr. Da haben wir also nochmal eine Schippe draufgelegt. Zu den Spielen… ich sag mal so, wir haben gewonnen, das ist ok. Die Spiele haben aber auch gezeigt, dass wir bei der Integration der neuen Spieler noch ein wenig Nachholbedarf haben. Die sollen ja auch Schlüsselpositionen einnehmen, wir müssen das verbessern und verfeinern, damit die gesamte Mannschaft unsere Spielphilosophie umsetzen kann. Da ist also noch Luft nach oben.

In der RHL trefft ihr auf andere Kaliber als in den letzten beiden Jahren. Ein Wort zur Konkurrenz? Muss man sich da verstärkt auf den Gegner einstellen oder konzentriert ihr euch auf euer eigenes Spiel?

Torsten: Es ist uns beiden bewusst, dass in der RHL Handball anfängt. Die ersten fünf Teams der Liga spielen sehr stark, da sind jeweils mindestens sieben, acht Leute, die Handball verstehen und umsetzen können. Für uns gibt es da nichts vorzubereiten, weil wir wissen, dass wir ebenfalls solche Spielerinnen in der Mannschaft haben. Wenn wir einen guten Tag erwischen und die anderen einen schlechten ist jeder schlagbar.

Alexander: In der ersten Saison macht eine Spielbeobachtung oder gezielte Vorbereitung auf den Gegner noch keinen Sinn. Ziel ist der Klassenerhalt, da müssen wir uns auf uns konzentrieren, so dass wir unser Spiel bei den direkten Konkurrenten durchbringen. Und die stärkeren Gegner lassen wir erst mal auf uns zukommen. Es kann sein, dass sich das in der Zukunft irgendwann mal ändert, das muss man aber abwarten.

Bei der Schott sind Jugendmannschaften eher rar gesät. Wie sieht denn die langfristige Perspektive bei der Damenmannschaft aus?

Torsten: Es wurde in der letzten Trainersitzung ein Jugendprogramm vorgestellt. Das muss eben umgesetzt werden. Wenn das geschieht könnten wir unterstützend tätig sein, damit ab und an Spieler in die 1. Mannschaft hochkommen. Uns ist bewusst, dass Schott einen Unterbau braucht, um langfristig stabil zu bleiben. Sollte sich kein Unterbau bilden ist der jetzige Erfolg nur ein Phänomen für drei, vier Jahre. Und dann…

Alexander: Dass wir auf keine Jugend bauen können ist derzeit ein Problem. Aber wir haben durch die RHL eine gewisse Attraktivität gewonnen, so dass wir etwas leichter Spieler von außen dazuholen können. In der nächsten Saison werden wir ja vermutlich wieder den ein oder anderen Abgang haben. Um das zu kompensieren müssen wir ein qualitativ gutes Training das auch Spaß macht anbieten. Das Team ist absolut offen für Neuzugänge, sonst hätten wir ja auch die aktuellen Zugänge nicht. Wir müssen auch verstärkt Werbung machen, die ein oder andere Verbindung zu Spielern gibt es auch noch, da lässt sich sicherlich noch etwas machen. Das ist eben momentan der einzige Weg. Wir haben Ideen und wir werden im Trainerkreis sicherlich noch mal diskutieren, wie wir auch gegebenenfalls Jugendmannschaften aufbauen, die in einem höheren Alter sind. Vielleicht lässt sich ja was machen. Wie gesagt, ein paar Ideen sind schon vorhanden.

Zum Abschluss: Schott wird eine erfolgreiche Saison spielen weil…

Alexander: Weil wir Spaß am Handball haben…

Torsten: …und weil wir ein gutes Team sind. Und damit meine ich alle: Mannschaft und Trainer.

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